Bauers Gedanken

Eierproduktion mit alten Zweinutzungsrassen...

 …und warum diese Projekt bei uns gescheitert ist


Problem #1 Infrastruktur


Zuhause sind wir im wunderschönen Gailtal, umgeben von Bergen, Wäldern, Wiesen. Kurz gesagt einer malerischen Landschaft wie sie aus jedem Urlaubskatalog heraussticht. Deshalb sind die folgenden Zeilen wohl jammern auf sehr hohem Niveau und doch ist es einer der Gründe warum das Projekt nicht in dieser Form, für uns, funktioniert hat.


Wir haben einen wunderschönen Hof, der einen Stall beheimatet. Dieser Stall wurde in längerer Vergangenheit für Pferde verwendet. Ich habe einiges adaptiert um ihn für die Haltung von Hühnern vorzubereiten.


Eigentlich alles vorhanden um mit der Zucht großer Zweinutzungsrassen zu beginnen. Das große Manko ist aber…unser Hof liegt in Mitten der Ortschaft, umringt von Nachbarn und keinem Zugang zu einem größeren Stück Wiese. Das ist nicht weiter schlimm, da wir über genug Wiesen verfügen, die rund um die Ortschaft verteilt sind. Bedeutet aber, dass wir auf die mobile Stallhaltung angewiesen sind. Diese ist, sofern man einen Stall möchte der wie ein mobiles Hotel, mit einigen automatisierten Arbeitsschritten in der täglichen Pflege, für unsere Hühner ist, einfach nicht zu finanzieren. 

Eine andere Möglichkeit ist der Selbstbau. Auch an diesem hab ich mich versucht, kostengünstiger ohne Frage. Doch der Faktor Zeit spielt da eine große Rolle. Bis man ein System für sich entwickelt hat, das die täglichen Arbeiten vereinfacht, sind immer wieder Änderungen notwenig.

Der Faktor Zeit ist es auch im letzten Punkt der den Ausschlag gegeben hat aufzuhören.

Es kommen unheimlich viele Minuten zusammen, beim Abfahren der einzelnen Felder und der Pflegearbeiten dort, die sich bis Sonntag Abend auf mehrere Stunden summiert haben.

Ich hab das zu Anfangs außer Acht gelassen, bald aber gemerkt dass sich auch das im Preis widerspiegeln muss.


Problem #2 Futtermittel


Der Faktor Futter ist nun das wirtschaftliche an dem Thema. Da wir unser Hühnerfutter nicht selbst produzieren können sind wir auf zugekauftes Futter angewiesen. Auch da hab ich einige Dinge versucht. Fertig abgemischtes Futter und Legefutter das man dann mit eigenem, oder in unserem Fall zugekauftem, Getreide fertig abmischt.

Ich brauch glaub ich nicht extra erwähnen dass das Abmischen des Futters natürlich auch Zeit in Anspruch nimmt. Gerste die ich Zugekauft hab, hab ich noch in unserer Getreidemühle geschrotet. Alles Handgriffe die sich eigentlich im Verkaufspreis der Eier wiederfinden müssen. 


Die Mengen, die bei großen Rassen benötigt werden, sind natürlich bei der Stückzahl, die ich angedacht habe, nicht zu unterschätzen. Jeder Preissprung, seien es nur ein paar Cent, macht sich sofort in der Geldtasche bemerkbar. 

Die letzten zwei Jahre hat sich eben der Preis für Getreide oder Fertigfutter, so stark gehoben, dass alle Eierpreise durch die Decke gegangen sind.


Und da stand ich nun. Erpicht ein gutes Produkt anbieten zu wollen. Eier die konträr zur „Massenbodenhaltungsproduktion“ stehen. Abseits von Hybriden.

Bei den Rassen, die wir gezüchtet haben, handelte es sich um tolle Zweinutzungshühner, mit einer ansprechenden Legeleistung, und trotzdem fehlen da noch 100 Eier pro Huhn und Jahr zu den Hybriden. Auch die Tatsache dass sie einige Jahre mehr legen als Hybriden macht die Zahlen keinen Deut besser.


Eines muss ich noch besonders hervorheben. Es vergeht einiges an Zeit, bis aus unseren Küken Hennen werden die anfangen Eier zu Legen. Das war mir natürlich alles bei meiner Planung bewusst, ich glaube aber das ist vielen Konsumenten nicht klar. Da werden einige Kilogramm Futter verfüttert. Vom Speziellen Kükenfutter zu Beginn, über Junghennenfutter hin bis zum Futter für Legehühner, das die Hennen mit allem versorgt, was sie in der Phase des Eierlegens brauchen.


Ich bin bei meinem Handeln und Tun, was die Landwirtschaft betrifft, unheimlich idealistisch. In keinem Moment kam mir der Gedanke Hybriden zu Kaufen, die, wie ich später herausgefunden habe, extrem billig und legefertig, angeboten werden.


Und jetzt mein Plädoyer für die Eierproduktion mit alten Landrassen.


Man könnte meinen, ich sei felsenfest davon überzeugt, dass sich wirtschaftliches Arbeiten nur mit Legehybriden vereinbaren lässt. Das stimmt aber nicht. Auch bei mir ist unterm Strich etwas geblieben, aber viel zu wenig. Der Arbeitsaufwand überstieg das um ein Vielfaches. 

Also frei nach dem Motto „besser zu früh als zu spät“, haben wir das Projekt eingestampft.


Es funktioniert und rechnet sich! Nur eben nicht bei uns.


Mit den richtigen Voraussetzungen, insbesondere bei adäquater Infrastruktur und der Möglichkeit eigenes Futter zu produzieren, gelingt dieses Vorhaben. Also möchte ich alle ermutigen es zu Probieren.


Ich werde den Hühnern trotzdem treu bleiben. Allerdings in Form der Rassegeflügelzucht, derer ich mich jetzt noch umfangreicher widmen kann. 



Gelernt dabei haben wir aber, dass man die eigenen Ideen ausprobieren muss. Die Zukunft der Landwirtschaft profitiert von Menschen die sich an neuen Dingen versuchen.